Der Bruder by Katzenbach John

Der Bruder by Katzenbach John

Autor:Katzenbach, John [Katzenbach, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Droemer eBook
veröffentlicht: 2020-11-26T00:00:00+00:00


Teil 2

EINE ANDERE VERGANGENHEIT …

EINE UNERWARTETE GEGENWART …

… UND EINE MÖGLICHE ZUKUNFT

ALLES IN EINEM HOTELZIMMER VEREINT

John Fowles schrieb in Der Magus:

»In jedem Leben kommt eine Zeit wie ein Dreh- und Angelpunkt. Wenn es so weit ist, musst du dich akzeptieren. Es geht dann nicht mehr darum, was du werden willst. Es geht darum, wer du bist und immer sein wirst.«

Kapitel 21

Ohne ein weiteres Wort zog Maeve Sloane die Treppe zur Straße ans Sonnenlicht hinauf. Mit zügigen Schritten ließen sie das Museum und die Geschichte eines schrecklichen Tags hinter sich, und erst draußen auf der Plaza drehte sich Maeve zu Sloane um. Dabei hielt sie die Hand ihrer Tochter in ihrem festen Griff, genauso wie vor zwanzig Jahren bei gelegentlichen Ausflügen in einen Park oder eine Galerie.

»Hör zu«, sagte sie, nachdem sie sich misstrauisch in ihrer Umgebung umgesehen hatte. »Was haben sie dir gegeben?«

In Sloanes Kopf drehte sich alles. Die Frage verblüffte sie. Sloane bestürmten zu viele andere Gedanken, als dass sie auf Anhieb eine Antwort finden konnte.

»Ich dachte, du wärst tot …«, stammelte sie.

»Jaja, ich weiß. Ich werde dir alles erklären. Aber was hat er dir gegeben?«

In einer Flutwelle der Verwirrung, in der sie unterzugehen drohte, konnte Sloane nur einen einzigen Gedanken fassen: Woher weiß sie, wer er ist?

»Woher wusstest … ich meine, woher weißt du … ich verstehe nicht …«

Maeve schwieg einen Moment, dann änderte sich ihr Ton. »Sloane«, flüsterte sie, »mein Liebling, mein Herz, bitte sag mir, was er dir gegeben hat?«

Sloane sah wieder den Brief vor sich: Vergiss nicht, was dein Name bedeutet. Sie sah das Taucherteam vor sich und den breiten glitzernden Fluss. Sie hatte wieder das gründlich geputzte und uncharakteristisch aufgeräumte Haus vor Augen, in dem sie aufgewachsen war. Sie sah das Testament, das Geld und die Versicherungspolice. Wie ein Freitaucher, der sich bei Wellengang an die Oberfläche kämpft, schnappte sie nach Luft und versuchte, sich zu fassen, obwohl ihre ganze Welt unkontrollierbar ins Wanken geraten war. Sie hob die freie Hand und berührte ihre Mutter an der Wange, als müsse sie sich erst noch davon überzeugen, dass sie aus Fleisch und Blut war. Schließlich brachte sie keuchend eine Antwort über die Lippen.

»Ein funkelnagelneues Atelier, mit allem Pipapo. Neuer Computer. Kunst an den Wänden. Alles, was ich brauche. Alles, was man sich nur wünschen kann. Jede Menge Geld. Einen unterschriebenen Vertrag. Ein neues Handy. Eine Kreditkarte … American Express …«

Maeve kniff die Augen zusammen. »Verdammt«, sagte sie. Resigniert. »Somit hat er die ganze Zeit genau gewusst, wo du bist, was du gerade machst und mit wem du dich triffst. Jedes Mal, wenn du dieses Handy und diese Kreditkarte benutzt hast …« Als sie den Schock im Gesicht ihrer Tochter sah, verstummte sie für einen Moment, bevor sie weitersprach. »Nimm dieses Handy und schalte es vollständig aus, sofort. Was noch?«

Sloane gehorchte und überlegte, was ihr der Auftraggeber sonst noch gegeben hatte, doch bevor sie antworten konnte, stellte Maeve eine weitere Frage.

»Er weiß, welchen Wagen du fährst?«

»Ja.«

»Und er weiß, wo du wohnst?«

»Ja.«

»Was noch?«

»Roger«, brachte Sloane mühsam heraus.

»Und wer, bitte schön, ist Roger?«, fragte Maeve.



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